Wettertal übernimmt Tabellenführung

Frauen BOL: Landesligaaufstieg durch Sieg gegen Marburg/Cappel zum Greifen nahe

(kzm) Am vergangenen Wochenende stand in der Bezirksoberliga Gießen das absolute Spitzenspiel auf dem Programm: Die erstplatzierten Handballerinnen der HSG Marburg/Cappel gastierten beim direkten Verfolger, der HSG Wettertal. Bereits vor dem Spiel stand fest: Der Gewinner der Partie würde Big Points im Kampf um den direkten Landesligaaufstieg sammeln, denn auch zwei Spieltage vor Saisonende ist im Aufstiegskampf noch alles offen. Dementsprechend motiviert gingen beide Seiten vor gut gefüllten Zuschauerrängen in die Partie.

Beide Mannschaften boten von Beginn an aggressive und stabile Deckungsreihen; auch auf die bekannt starken Torhüterinnen konnten sich beide Teams verlassen. Besonders erfreulich für die Wettertalerinnen war jedoch die Tatsache, dass sich die taktischen Veränderungen in der Defensive bezahlt machten, da man die Gegnerinnen aus der Unistadt so vor einige neue Herausforderungen stellen konnte. Zu Beginn des Spiels offenbarten sich auf beiden Seiten einige Nervositäten im Angriffsspiel, sodass Elisa Kerschner mit ihrem Treffer in der zehnten Spielminute erst das fünfte Tor der Partie erzielte (3:2, 10‘). Bis Mitte der ersten Halbzeit gelang es den Gastgeberinnen dann jedoch, ihre Heimstärke auszuspielen und sich erstmals etwas Abstand zu verschaffen (6:2, Brückel, 14‘). Angesichts des 4-Tore-Rückstandes in einer insgesamt eher torarmen Begegnung sah man sich auf Seiten der Gäste zur Auszeit gezwungen.

Diese zeigte Wirkung und es entwickelte sich anschließend „das erwartet knappe Spiel“, so Wettertals Trainer Tim Langsdorf. Wer ob des Spitzenspielcharakters nun jedoch ein Offensivfeuerwerk beider Angriffsreihen erwartet hatte, sollte weiterhin enttäuscht werden, denn trotz Verbesserungen auf beiden Seiten, blieben Torerfolge Mangelware. Angepeitscht von der hervorragenden Kulisse in der Münzenberger Sporthalle ließen sich die Gastgeberinnen die Führung jedoch bis zur Pause nicht mehr nehmen. Sarah Kocks und Viktoria Marquart gelang es zwar, den Rückstand jeweils kurzzeitig auf ein Tor zu verkürzen (6:5, 17‘ bzw. 7:6, 19‘), die Heim-Sieben zeigte sich davon jedoch unbeeindruckt, ließ nie den Ausgleich zu und konnte sich in den verbleibenden zehn Minuten der ersten Hälfte wieder etwas absetzen (12:8, E. Kerschner, 29‘). Pia Hummerich war es schließlich, die 30 Sekunden vor Ende der ersten Halbzeit per Siebenmeter zum 12:9-Halbzeitstand einnetzte.

Auch im zweiten Durchlauf änderte sich nichts an dem engen Spielverlauf, dennoch waren es weiterhin die Wettertalerinnen, die die Führung für sich beanspruchten. Ab dem 15:12 (Brückel per 7m, 35‘) schlichen sich jedoch Abschlussfehler in das Wettertaler Angriffsspiel und man ließ einige freie Chancen liegen. Statt einer Vorentscheidung wurde es demnach noch einmal unnötig spannend: Trotz Unterzahl gelang den Gästen der Anschlusstreffer zum 17:16 durch Pia Hummerich. Während es der Heimmannschaft in den Folgeminuten nicht gelang, ein Tor zu erzielen, versenkte Sarah Kocks drei Minuten später den Ball im Wettertaler Tor und schaffte somit den auf Seiten der Marburgerinnen viel umjubelten Ausgleich zum 17:17.

Im Lager der Wettertaler sah man sich, wie schon einige Male zuvor diese Saison, mit einer psychologisch schwierigen Situation konfrontiert, doch während man in der Vergangenheit in solchen Situationen oftmals in Schwierigkeiten geraten war, zeigte sich in diesem Spiel der ungebrochene Kampfgeist und der Wille, das Spiel für sich zu entscheiden, denn der Heimmannschaft gelang es, sich den Ball zurückzuerobern. Im daraus resultierenden Angriff war es dann Hannah Kielich, die in dieser so wichtigen Spielphase bis zum Schluss kämpfe und für ihren Einsatz einen Siebenmeter zugesprochen bekam. Diesen versenkte die an diesem Tag insbesondere vom Siebenmeterpunkt treffsichere Charlotte Brückel zum 18:17 (46‘). Mit diesem Treffer schien der Widerstand der Gäste gebrochen zu sein, denn die verbleibende Viertelstunde gehörte den Gastgeberinnen aus der Wetterau, denen es nun wieder gelang, die eigene Führung zu behaupten und auszubauen (20:17, Brückel, 50‘). Auch die vom Marburger Trainer zu diesem Zeitpunkt genommene Auszeit sollte den doppelten Punktgewinn der Wettertalerinnen nicht mehr verhindern können und so war es schlussendlich Jenny Wolfner, die in der letzten Spielminute den Treffer zum 23:19-Endstand erzielte.

Durch den Sieg gegen den direkten Konkurrenten gelang der HSG Wettertal nicht nur die Revanche für die Hinspielniederlage, sondern man zog zudem an Marburg/Cappel vorbei und steht nun auf dem ersten Tabellenplatz und somit auf dem direkten Aufstiegsplatz. Wettertals Trainer Tim Langsdorf war nach dem Spiel mehr als zufrieden und stolz auf seine Mannschaft, denn „die Einstellung der Mannschaft war im heutigen Spiel hervorragend“. Seine Mannschaft habe eine beeindruckende Teamleistung gezeigt, aber auch für Jenny Wolfners Spielführung im Angriff sowie Charlotte Brückels makellose Siebenmeterquote hatte Langsdorf lobende Worte übrig: „Jenny hat heute hervorragende Arbeit im Angriff geleistet, dadurch konnten wir uns immer wieder 7-Meter erarbeiten, bei denen Charlotte keinerlei Nerven gezeigt und jeden einzelnen verwandelt hat.“ Schlussendlich hätten zudem die Anzahl der Bälle, die seine Mannschaft „im Hechtsprung erobert“ hat, und die starke Torhüterleistung auf Seiten der Wettertaler letztendlich den Unterschied zwischen „zwei eigentlich ebenbürtigen Mannschaften“ gemacht.

Nichtsdestotrotz ist das Aufstiegsrennen bei einem noch ausstehenden Saisonspiel rechnerisch noch nicht entscheiden. Neben den erstplatzierten Wettertalerinnen (34:8 Punkte) haben sowohl die HSG Marburg/Cappel (34:8 Punkte, zweiter Platz) als auch die KSG Bieber (32:10 Punkte, dritter Platz) noch die Chance, den Aufstiegs- bzw. Relegationsplatz zu erreichen. Während Bieber jedoch am letzten Spieltag noch gegen den TV Burgsolms (4. Platz) bestehen und Marburg/Cappel zwei Punkte gegen die FSG Gettenau/Florstadt einfahren muss, steht für die Wettertalerinnen ein vermeintlich einfaches letztes Saisonspiel auf dem Plan: Am kommenden Samstag (29.04.2023) gastiert die HSG Wettertal beim noch punktlosen Tabellenschlusslicht in Butzbach und möchte im letzten Saisonspiel den Aufstieg in die Landesliga perfekt machen. Anpfiff ist um 17 Uhr in der Mehrzweckhalle Kirch-/Pohlgöns.

Im Stenogramm:

HSG Wettertal I: Anso Glock, Patricia Haub und Tamara Marsteller im Tor; Charlotte Brückel (9/7), Katharina Exner (2), Elisa Kerschner (3), Sophie Kerschner (3), Hannah Kielich, Saskia Müller, Luisa Noll, Alina Rettig (1), Hannah Schepp (1), Mona Weil (1) und Jenny Wolfner (3)

HSG Marburg/Cappel I: Andrea Garder und Maria Voßhagen im Tor, Franziska Bahnmüller (3/1), Hanna Battenfeld, Tabea Eigeland, Pia Hummerich (3/2), Sarah Kocks (4), Rahel Köhler, Viktoria Marquardt (7), Jennifer Müller, Franca Pfänder (1), Franziska Trarbach, Johanna Volk, Sophia Wilke (1)

Siebenmeter: 7/7 – 3/4

Zeitstrafen: E. Kerschner / Trarbach